COMPUTERWELT: So werden Sie (fast) unsichtbar im Netz

Sie wollen sicher und anonym surfen? Wir zeigen Ihnen, wie das geht – zumindest bis zu einem gewissen Grad.

4. Dezember 2020J.M. Porup* und Florian Maier**

So werden Sie (fast) unsichtbar im Netz

Sie wollen sicher und anonym surfen? Wir zeigen Ihnen, wie das geht – zumindest bis zu einem gewissen Grad.

Anonym im Netz? Bleibt ein schöner Traum. Dennoch können Sie Maßnahmen ergreifen, um Ihre Privatsphäre zu schützen – so gut es eben geht (c) pixabay.com

Im Unternehmensumfeld sorgt ein Erhalt der Mitarbeiter-Privatsphäre dafür, Risiken von Social-Engineering-Angriffen oder Erpressung zu reduzieren. Denn je mehr kriminell motivierte Angreifer über die Schlüsselpersonen innerhalb einer Organisation in Erfahrung bringen können, desto zielgerichteter und effektiver fallen ihre Attacken aus.

Deswegen sollten die Aufklärung und Schulung der Mitarbeiter darüber, wie diese ihre Privatsphäre bestmöglich schützen, grundlegender Bestandteil jedes Security-Awareness-Programms sein. Dabei können Sie konkrete, spezifische Maßnahmen und Vorkehrungen treffen, um Ihre Privatsphäre – und die Ihrer Mitarbeiter – zu schützen. Das kostet Sie Energie und Zeit – und erfordert darüber hinaus auch ein wenig technisches Knowhow.

Wir sagen Ihnen, wie Sie sich in acht Schritten (fast) anonym und sicher durch das weltweite Netz bewegen. Dabei noch ein Hinweis: Privatsphäre und Anonymität sind nicht synonym. Machen Sie sich keine Illusionen – einhundertprozentige Anonymität im Netz gibt es in der digitalisierten Welt nicht. Alles was Sie tun können ist, Ihre Privatsphäre so gut wie möglich zu schützen.

Signal

Signal ist eine Messaging App für verschlüsselte Kommunikation. Text- und Sprachnachrichten können hiermit genauso gesendet und empfangen werden wie Video- und Audioanrufe. Dabei fühlt sich Signal genauso an wie jede andere Messaging App – nutzt aber Verschlüsselung, die (zumindest nach aktuellem Stand) nicht einmal die NSA knacken kann. Was die Metadaten angeht: Jeder Widersacher auf Netzwerk-Ebene kann sehen, dass Sie Signal nutzen. Wenn es sich bei diesen Widersachern um Geheimdienste handelt, können diese sehr wahrscheinlich auch ermitteln, mit wem, wann und wie lange sie kommunizieren.

Die Macher von Signal sind sich dieser technischen Limitationen durchaus bewusst und forschen an Mitteln und Wegen, um das Problem zu lösen. Bislang bleibt eine Metadaten-resistente Kommunikation allerdings ein schöner Traum. Nichtsdestotrotz ist Signal die sicherste und benutzerfreundlichste Messaging App, die derzeit zur Verfügung steht und bietet deutlich mehr Privatsphäre als jedes ihrer populäreren Pendants. Anonym kommunizieren Sie jedoch auch mit Signal nicht – wobei das, wie bereits erwähnt, heutzutage generell kaum möglich ist.

Tor

Das größte und effektivste Metadaten-resistente Softwareprojekt ist immer noch Tor. Doch auch hier bestehen technische Limitationen, die bislang trotz ausufernder Security-Forschung noch nicht beseitigt werden konnten. Tor ist für Webbrowsing mit niedriger Latenz optimiert und unterstützt lediglich TCP. Beim Versuch, diverse bekannte Webseiten aufzurufen, wird Tor zudem nicht funktionieren, da die meisten dieser Seiten den Zugang via Tor grundsätzlich blockieren.

Zwar garantiert auch Tor keine hundertprozentige Anonymität beim Surfen im Netz – aber es ist in dieser Hinsicht das beste verfügbare Werkzeug. Wie so viele Dinge im Leben ist auch das Tor-Projekt ein zweischneidiges Schwert: Einerseits wird es von Journalisten und Bloggern genutzt, um anonym zu recherchieren oder zu publizieren, andererseits wird es auch von kriminellen Hackern für diverse böswillige Zwecke eingesetzt.

Sollten Sie mal wieder jemandem begegnen, der sich über das „böse Darkweb“ beschwert, gegen das endlich jemand etwas unternehmen sollte – erinnern sie diesen Jemand gerne daran, dass Bankräuber nach getaner „Arbeit“ auch vom Tatort flüchten, jedoch niemand auf die Idee kommt, Autos und Straßen verbieten zu wollen.

Vor allem für die mobile Nutzung sollten Sie auf den Tor-Browser setzen. Es gibt eine offizielle App für Android-Geräte und eine vom Tor-Projekt autorisierte, aber inoffizielle App für iOS.

VPNs

Virtual Private Networks bieten keine Anonymität. Weil aber jeder VPNs in einem Artikel wie diesem erwartet, räumen wir an dieser Stelle direkt mit diesem Mythos auf. Alles, was ein VPN tut, ist, den Traffic von Ihrem Internetanbieter – oder, falls Sie unterwegs sind, dem Hotel- oder Flughafen-WiFi – über einen verschlüsselten Tunnel umzuleiten. Es gibt viele legitime Gründe, VPNs zu nutzen – Anonymität gehört nicht dazu. Nicht einmal ansatzweise.

Im Gegensatz zu Tor – das Ihren Traffic über drei verschiedene, im weltweiten Netz verteilte Knotenpunkte leitet und es potenziellen Widersachern dadurch schwer (wenn auch nicht unmöglich) macht, zu sehen was Sie da tun – leitet ein Virtual Private Network einfach um. Der VPN-Provider ist also in der Lage, ihre Aktivitäten jederzeit nachzuvollziehen. Das bedeutet auf der anderen Seite, dass böswillige oder staatliche Akteure, die sich Zugang zu den VPN-Servern verschaffen – sei es per Hack oder Gerichtsbeschluss – das ebenso gut können.

Damit wir uns richtig verstehen: VPNs sind eine gute Sache. Nutzen Sie sie, wann immer Sie können. Erwarten Sie aber keine Anonymität.

Zero Knowledge Services

Google kann jede E-Mail, die Sie schreiben und erhalten, einsehen. Office 365 scannt jede Zeile, die Sie verfassen. DropBox analysiert jeden Ihrer Uploads. Jedes dieser Unternehmen – und viele andere – sind PRISM Provider, kooperieren im Rahmen von Massenüberwachungsprogrammen mit staatlichen Akteuren. Wenn Sie die Services dieser Unternehmen nutzen, fällt Privatsphäre also grundsätzlich aus.

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